Es war am 08.11.2007, als mich Herr E. anrief, seines Zeichens Berufsbetreuer und,
wie man meinen sollte, seriös und integer. Dachte ich zumindest. Er war sehr nett. Klar,
er wollte ja auch was. Er wollte Kater Felix unterbringen, am Besten sofort, jetzt auf der Stelle,
da seine Besitzerin Frau H., eine Betreute von Herrn E. am Vormittag zwangsgeräumt wurde und
in die Psychiatrie kam. Kater Felix stand auf der Straße.
Mit Freuden brachte mir Herr E den armen Felix ins Haus. Wir vereinbarten einen geringen
Unkostenobulus, sozusagen einen Sozialtarif. Und dann hörte ich nichts mehr von Herrn E.
Nichts mehr, wirklich nichts mehr. Das Problem schien für ihn gelöst. Praktisch.
Nur komisch, dass er die Futterkosten von Felix nicht bezahlen wollte.
Die E-Mails hat er einfach nicht bekommen. Könnte am Server des Paritätischen
Wohlfahrtsverbandes liegen. Dort arbeitet Herr E nämlich.
Er wurde vom Vormundschaftsgericht zum Betreuer von Frau H. bestellt.
Irgendwann rief ich Herrn E. an und fragte ihn, was er sich denn jetzt so für Felix vorstellt.
Ich habe ihm die klare Frage gestellt, ob Felix nun vermittelt werden soll,
oder ob er zurück zu Frau H. gegeben werden soll,
die mittlerweile im elterlichen Haus untergekommen ist.
Er sagte: "ich würde sagen, vermitteln Sie ihn---" Und das tat ich dann auch,
genaugenommen drei Wochen später.
Diese Vermittlung war eine kleine Sensation. Ein mindestens 15 jähriger Kater,
ein wirklicher Senior bekommt noch einmal einen Traumplatz. Ein Platz, wo er geliebt wird,
wo er nichts entbehrt, egal wie alt er ist.
Diese Information ließ ich dann auch Herrn E. zukommen. Doch er konnte sich gar nicht
mehr daran erinnern, der Vermittlung zugestimmt zu haben. Genaugenommen forderte
er den Kater zurück. Frau H. sei inzwischen wieder so weit hergestellt, dass sie den Kater
zurückbekommen könne. Nun fing Herr E. an das zu tun, was ich bis dato so sehr vermisste:
er kümmerte sich um die Sache. Genaugenommen schrieb er mir einen recht offiziellen Brief,
forderte den Kater zurück und drohte mir rechtliche Schritte an. Ich dachte nur sehr kurz nach.
Ich dachte nämlich an Felix und wie gut es ihm jetzt ging. Dort würde ich ihn auf gar keinen
Fall wieder rausreißen und einer ungewissen Zukunft überlassen.
Ich beschloß, die Sache durchzustehen und alle Opfer auf mich zu nehmen.
Ich konnte zwar nicht beweisen, dass Herr E. der Vermittlung zugestimmt hat,
aber er konnte auch nicht beweisen, es nicht gesagt zu haben.
Ich habe ihm auch noch in Aussicht gestellt, das Vormundschaftsgericht und seinen
Arbeitgeber über seine Arbeitsweise zu informieren.
Dann hörte ich nichts mehr von Herrn E. Wäre ich vor Gericht gezerrt worden,
hätte ich angegeben, dass der Kater inzwischen altershalber gestorben wäre.
Aber das war dann ja zum Glück nicht nötig.
Kater Felix ist seit 17.12.2008 in den ewigen Jagdgründen. Seiner neuen Besitzerin habe ich
nie gesagt, welches Damoklesschwert über dem Kater schwebte. Sie sollte die Zeit mit ihm
sorgenfrei genießen.
In all den Jahren war es bislang noch nie nötig gewesen, eine Katzenbetreuung vertraglich zu
regeln. Bis jetzt hatte ich nur mit zuverlässigen Personen zu tun. Künftig werde ich alles,
wirklich alles schriftlich und vertraglich regeln.
Zu dieser Erkenntnis hat mir ein gesetzlich bestellter Betreuer,
eine "Vertrauensperson" verholfen.