<
Micky und Smiley heißen jetzt Meiky und Moritz. Sie wissen es nur noch
nicht. Sie sind nämlich schon vermittelt, und zwar seit letzten Sonntag. Demnach
waren sie nur 11 Tage bei mir. Genaugenommen waren sie ja schon "vorbestellt".
Als die Bestellung kam, wußte ich nicht, welche Katzen ich vermitteln soll und
als Micky und Smiley kamen, wußte ich nicht, wo sie mal landen würden. Ich
wußte nur eines: es wird ein gutes Ende nehmen. Und so war es dann auch.
Eigentlich ganz einfach.
Damals, als ich Ehepaar L kennenlernte, wußte ich auch nicht, wie es enden wird.
Ich wußte nur, dass es ein gutes Ende nehmen wird. Im Jahr 1999 bis 2000 war
ich an einer Adresse zu Gange, wo ein älterer, sehr sozial angeschlagener Mann
gelebt und gestorben ist. Er hinterließ mehrere Katzen. Wir nahmen die mit, die sich in der Wohnung befanden.
Damit war das Problem für die Angehörigen und den Vermieter gelöst. Aber nicht
für Kathi. Irgendwann bin ich drauf gekommen, dass der Verstorbene noch eine weitere Katze hatte.
Die war nur nicht in der Wohnung, als wir seine Tiere einsammelten. Wie ich das feststellte?
Ich klopfte auf eine Dose Katzenfutter und stellte 400g Futter in den Garten.
Da kam eine völlig ausgehungerte Katze angerast, die das Futter in genau einer Minute
verschlungen hat. Eine weitere 400-Gramm-Dose hat sie in einer weiteren Minute verschlungen.
Da war für mich klar, dass das Tier herrenlos sein muß.
Kathi war sehr scheu und raste wie ein Schatten durch die Dämmerung, so dass
ich mir gar nicht mehr sicher war, ob ich nun eine Katze gesehen habe
oder nicht.. Sie hat mehrere Monate ohne menschliche Zuwendung überlebt und war sehr verkehrssicher.
Und nun kam das Problem: ich wollte diese Katze einfangen und hatte keine Möglichkeit,
irgendwo eine Katzenfalle aufzustellen.
Und als ich so ratlos wie immer heimlich Futter für Kathi hinterließ,
lernte ich Frau L. kennen, die fast jeden Abend ihre damalige Katze suchte.
Sie war jung und ist ihr aus der Nachbarschaft zugelaufen. Und nun bekam ich Hilfe.
Ehepaar L erklärte sich bereit, Kathi anzufüttern. In ihrem Garten, unter einer Thuja.
Ein sehr geeigneter undgeschützter Platz. Und wer kam da noch zum Fressen: ein Kater,
den wir damals als wild und scheu eingeschätzt haben: Joschka wurde er später getauft.
Beide wurden also angefüttert und eingefangen und kastriert. Joschka schien uns wild.
Wir ließen ihn wieder kastriert am Futterplatz laufen. Dort sollte er weiterhin gefüttert werden.
Kathi kam damals zu mir. Zur gleichen Zeit wie der arme Benny damals.
Er war bei einem Umzug zurück gelassen worden und wurde von mir eingefangen. Einängstlicher und
traumatisierter Kater.
Und dann passierte es: die zugelaufene Katzen von Ehepaar L wurde überfahren.
Staatstrauer. Tränen, Leid und und und. Und dann irgendwann der Wunsch nach
weiteren Katzen und gleichzeitig die Angst, dass sich dieses Drama wiederholt.
Und mein Vorschlag an Ehepaar L: warum nehmen sie nicht Kathi, die ihre
vorzügliche Verkehrssicherheit in diesem Revier in den letzten Jahren schon bestens
unter Beweis gestellt hat? Und Benni gleich dazu? Der war ja auch schon erfolgreicher Streuner.
Und so gab es für Kathi und Benny ein Happy End. Sie zogen am 03.08.2000 bei
Ehepaar L ein und hatten ein langes und perfektes Leben. Ihre letzte Ruhe haben
sie in der Nähe der Thuja gefunden.
Und was passierte mit Joschka?: Er war gar nicht herrenlos. Er gehörte damals
einem Dorgenabhängigen, wie ich später herausbekam. Und der kam ins Gefängnis. Kater
Joschka verbrachte mehrere Tage alleine in der Wohnung und schrie wie am Spieß.
Zum Glück hörte ihn irgendwann der Vermieter, öffnete die Wohnung und der Kater schoß ins Freie.
Dort schlug er sich einige Monate lang durch. Anfassen ließ er sich nicht. Und dann tat er
das einzig Richtige: er lief bei Frau R. zu. Sehr clever. Er war zwar anfänglich sehr schwierig,
aber das hat sich gegeben. Dort durfte er bis zu seinem Tod vor zwei Jahren leben.
Seine letzte Ruhe fand er in ihrem Garten.
Und nun raten Sie mal, wo Meiky und Moritz gelandet sind: genau: bei Ehepaar L. Hier schließt
sich wieder der Kreis. Schicksal könnte man das nennen. Herr E. würde sich freuen, wenn er wüßte,
dass seine beiden Kater so schnell und gut untergekommen sind.Ich wußte nicht, was passieren wird,
aber ich wußte, dass es ein gutes Ende nehmen wird.