"Kater in Not" war die Überschrift der E-Mail, die ich bekam. Aber genauer gesagt
war eigentlich die Familie eher in Not. Es ist Frühling. Der junge Kater ist 6 Monate alt.
Und er wurde kürzlich unsauber. Richtig schlimm unsauber. Und die Tierarztpraxis
in Ditzingen hat ihn mehrere Tage lang eingehend untersucht (ich habe nicht rausgefunden,
was das gekostet hat). Und wissen Sie was: es wurde keine Erkrankung fesgestellt.
Natürlich nicht. Er ist nämlich unkastriert und müsste einfach nur kastriert werden.
Aber dafür hält ihn die Tierarztpraxis zu jung
und tut es nicht, um ihm nicht zu schaden. Wenn er allerdings daheim rausfliegt,
dann fragt es sich, was ihm nun schadet und was nicht. Mich würde mal interessieren,
ob solche Theorie-Tierärzte diesen Standpunkt weiterhin vertreten würden,
wenn es ihre eigene Wohnung wäre.
Merke: wer alt genug ist zum Markieren, der ist auch alt genug, um kastriert zu werden....
Kürzlich gab es sogar einen 4 Monate alten Drei-Käse-Hoch, der markiert hat, wie ein Bock,
der war noch so klein, dass selbst wir nicht auf die Idee gekommen sind, dass man ihn
einfach nur kastrieren müsste. Und siehe da: der Spuk war vorbei, aber nicht gleich.
Sind die Kater erst mal in Hochform, dann kann es noch Wochen dauern, bis das Hormonniveau
im Körper wieder nachlässt und das Markieren aufhört.
Um noch einmal auf den jungen Kater aus Ditzingen zurückzukommen:
ich sollte ihn nämlich vermitteln. So nach dem Motto: "Heiliger Sankt Florian,
verschon mein Haus, piss andre an...". Nur leider gibt es keine Nachfrage nach markierenden
unkastrierten Katern. Und ich bin mir auch nicht sicher, ob die Tierärzte aus Ditzingen ihn
adoptieren würden. Der junge Kater hat schon Freilauf. Und das nächste Problem wäre in Sicht.
Sie gehen auf Hochzeitsreise und verlaufen sich. Da sind die Hormone noch schneller wie das GPS.
Viele verirren sich und werden zu herrenlosen verwahrlosten Streunern.
Jedes Jahr bekomme ich so ein Elend angeliefert.
Erst letzte Woche wieder so ein jüngerer Kater. Und es rufen immer wieder
Leute bei mir an, die ihre unkastrierten Kater suchen.
Sie wollten die natürlich kastrieren lassen, aber der Tierarzt hat gesagt,
er sei noch zu jung. Ja, aber er hat natürlich auch nicht gesagt, dass
man sie unkastriert nicht raus lassen sollte.
Da müssten doch eigentlich die Tierärzte auch beim Suchen helfen oder einen Rettungsfond
für unkastrierte Streunerkater gründen. Müssen die natürlich nicht.
Da kommen nämlich wieder die blöden Tierschützer und bringen die zur
Sanierung in die Praxis und der einzige, der dabei noch was verdient,
ist der Tierarzt. Fairer Weise sei erwähnt, dass sich auch viele Tierbesitzer
nicht ausreichend informieren oder die Kastration eines Katers
als nicht so wichtig erachten.
Wenn sich diese unkastrieren Streuner erst mal einige Zeit durchschlagen müssen,
vielleicht einige Jahre, dann sind sie überall sehr ungern gesehen.
Sie schlägern sich oft, und wenn sie sich in einer Wohnung niederlassen wollen,
zum Beispiel durch eine Katzenklappe eindringen, dann werden sie schnell wieder verjagt,
weil diesen Gestank niemand aushält. Sie haben ein hartes Leben und verwildern.
Und wenn man dann so einen Kater zur Resozialisierung bekommt,
dann ist das eine enorm schwierige Aufgabe. Bei Robin Hood hat sie 12 Monate gedauert.
Da fällt mir gerade ein: vor ca drei Jahren lernte ich ein sehr gewissenhaftes und solventes
Ehepaar kennen. Die wollten alles richtigt machen und erkundigten sich dummerweise bei
einer Tierärztin in Sillenbuch. Das Resultat war: die junge Katze wurde zunächst sterilisiert
(also unfruchtbar gemacht durch Durchtrennen der Eileiter, wobei das Sexualverhalten
und die hormonelle Entwicklung erhalten bleiben). Und nach einiger Zeit, als man die Katze
für alt genug erachtete, wurde sie kastriert (Entfernung der Eierstöcke)
Also zwei Mal OP und zwei Mal abkassiert.