Manche Menschen könnte man fast schon wieder bewundern. Einfach genial, wie sie ihren Weg gehen.
Konsequent auf ihren Vorteil bedacht und das auch noch richtig gut verpackt.
Ich ahnte schon Schlimmes, als mir Frau Sch. auf den AB flennt. Eine gepflegte Dame, gutsituiert,
gebildet, ein elitäres Erscheinungsbild, sehr von sich überzeugt und was an der Waffel.
Kater Linus ist gestorben. Ja, traurig. Und jetzt will sie wohl einen Neuen.
Und das finde ich auch traurig. Ich hatte nämlich noch nie eine Katze,
die Frau Sch. hätte gefallen können. Linus hat nämlich immer auf Knopfdruck funktioniert,
ich glaube, es hätte ihm das Leben gekostet, wenn er am Sofa gekratzt hätte.
Und nachts und bei Abwesenheit seiner Besitzerin wurde er in der Küche eingesperrt,
damit er die Wohnung nicht versaut. Hat er aber nicht. Der hat noch nicht einmal falsch geschnauft.
Bei so viel Wohlverhalten ist Frau Sch. durchaus eine gute Katzenhalterin.
Die Katze ist für sie ein emotionales Nutztier, dazu da, um ihr die Einsamkeit zu erleichtern.
Nur Katze sein, das darf sie nicht. Und jetzt hat sich Frau Sch. in den Kopf gesetzt,
von mir eine Katze bekommen zu müssen.
Ich reagiere nicht und werde nach einigen Tagen sogar im Büro angerufen.
Sie hat keine Mühen gescheut, um meine neue Büronummer herauszufinden.
Denn jetzt hat sie nämlich schon die erste Enttäuschung hinter sich
und will ausgerechnet von mir getröstet werden. Sie hat sich eine Katze von einem Verein geholt.
Natürlich nur eine hübsche. Und die hat einmal neben ihre Toilette gemacht
und schon ist sie rausgeflogen. Und da bestand der Verdacht,
dass sie was an der Blase haben könnte. Völlig indiskutabel für Frau Sch.
Sie überhört meine subtilen Signale und meine diplomatischen Hinweise.
Wir hätten es dabei belassen können, aber wenn die Diplomatie versagt,
dann sind gründlichere Methoden nötig.
Nur so viel: ich habe Grund zur Hoffnung, künftig in Ruhe gelassen zu werden