Wissen Sie, was für mich seit Neuestem das schönste Geräusch auf der Welt ist:
ein kleiner Kater, der sich schmatzend seinem Futter widmet. Eine Katze mit Appetit.
Eigentlich nichts Besonderes. Zumindest dann nicht, wenn sie gesund ist.
Aber es ist nun mal nicht jede gesund und von den angeblich sieben Leben,
die eine Katze haben soll, habe ich auch nichts gemerkt, als ich den kleinen Kerl
aufgepäppelt habe. Bis heute weiß ich nicht, welcher Virus ihn erwischt hat.
Aber es gibt genug davon und es fliegen immer irgendwelche rum und hauen den kleinsten Kater um.
Es begann mit enormen Speicheln und Inappetenz. Bei starken Halsschmerzen und mit Fieber
hat man eben keine Lust mehr auf sein Futter. Und so mußte ich dem armen Kerl täglich die
komplette Keule der Tiermedizin verpassen: Antibiotika, Kortison zum Appetitanregen,
Fiebersenkungsmittel, Schmerzmittel, Immunstärkungsmittel. Und immer wieder Tierarztbesuche.
In solchen Situationen lernen Sie Ihren Tierarzt kennen und hoffentlich wie ich,
Gott sei Dank auch sehr schätzen. In schlechten Zeiten lernt man seine Mitmenschen besser
kennen wie in Guten!!
Das Zwangsernähren konnte ich dem kleinen Patienten und mir leider nicht ersparen.
Eine ganze Woche. Anfangs hat er sich mit Leibeskräften gewehrt. Es war ein Kampf gegen ihn
und um sein Leben. Irgendwann mal hatte er gar keine Kraft mehr und hat sich willenlos ergeben,
schon ziemlich dehydriert. Sein Nackenfell blieb stehen, wenn ich ihn losgelassen habe.
Es war ein Kampf um jeden Milliliter Wasser und Brei, der in ihm bleibt.
Putzen konnte er sich auch nicht mehr. Ich habe ihn mit einem feuchten Waschlappen abgerubbelt
und danach trockenfrottiert. Anschließend gab es Dampfbäder mit Babyinhalat.
Ich habe ihn in einen Transportkorb gesteckt, davor eine Schüssel mit heißem Wasser und Inhalat
und ein großes Badetuch darüber. Ich traute mich schon gar nicht mehr, zu ihm zu gehen, weil ich
Angst hatte, vor dem, was ich sehen könnte.
Die Heizung habe ich aufgedreht bis zum Anschlag.
Und dann konnte ich nur noch auf die Natur vertrauen und hoffen, dass er es schafft.
Und dann eines Morgens: fröhliches Katerschmatzen. Das war wie wenn die Engel singen.
Und irgenwann habe ich gemerkt, wie erschöpft ich bin. Körperlich und psychisch.
Nein, er mag mich nicht besonders. Kann man ja auch verstehen, nachdem,
wie ich ihn gefoltert habe. ABER ER LEBT!