Fast jeder will alt werden. Aber alt sein ist auch nicht immer lustig. Dabei geht es unseren Katzen genauso wie uns. Wer eine junge Katze hat, kann sich vielleicht noch gar nicht vorstellen, dass sie auch mal alt wird. Und auf einmal ist sie es doch. Vor allem Wohnungskatzen können ein respektables Alter erreichen, wobei die Frage, wie alt eine Katze werden kann, nur schwer zu beantworten ist. Meiner Erfahrung nach, ist es schon nicht ganz leicht, sie bis zum 14. Lebensjahr zu behalten, obwohl es bei Katzen auch enorme Ausnahmen nach oben geben kann und längst nicht jede Katze 14 Jahre alt wird.
Oft höre ich die Faustregel, ein Katzenjahr entspräche sieben Menschenjahren. Aber so einfach ist es eher nicht. Das Katzenleben verläuft nicht linear. Eine einjährige Katze entspricht einem 16 jährigen Teenager, Das beste Alter ist zwischen zwei und acht Jahren. Eine fünfjährige Katze entspricht einem 40jährigen Menschen. Das Alter einer mittelalten Katze ist sehr schlecht zu bestimmen. Das 13. bis 16. Lebensjahr entspricht einem 70 bis 80jährigen Menschen und eine 20jährige Katze entspricht einem 95 jährigem Menschen. Das kann schon mal vorkommen, aber eher sehr selten. Die Lebenserwartung hängt, wie beim Menschen auch, von vielen Faktoren ab. Lebenswandel, Ernährung, Pflege, Konstitution, Rasse. Orientalische Rassen haben eher eine höhere Lebenserwartung, Perser, sagt man, eher nicht. Und Raucher auch nicht. Tiere von Rauchern sind in der Regel Passivraucher und Katzen nehmen auch über die Fellpflege Giftstoffe, die sich im Fell ansammeln auf. Das nur mal so am Rande.
Und dann kommt der Moment und es wird Ihnen klar, dass Ihre Katze nun im letzten Lebensabschnitt angekommen ist. Die Tiere werden ruhiger, springen nur noch ungern und auch sehr unsicher, Sehfähigkeit und Gehör lassen nach, das Fell wird struppig. Zunächst nehmen sie erst mal zu und dann, so im Endstadium nehmen sie auch bei sehr guter Ernährung und gutem Appetit heftig ab, werden geradezu knochig. Wenn ich an all meine Senioren zurückdenke: wenn sie erst mal so richtig knochig waren, dann habe ich sie selten noch länger als ein Jahr gehabt. Der Körper verwertet die Nahrung nicht mehr so gut und die Muskulatur baut massiv ab. Mitunter stellen sich auch orthopädische Probleme ein, wie bei Menschen eben auch. Mein armer alter Ole. Wie oft hätte ich ihm einen Rollator gewünscht. Am liebsten hätte ich ihn auf ein Skateboard geschnallt.Schmerzmittel können da nochmal Wunder wirken, aber sie belasten eben auch die Nieren und damit sind wir beim nächsten Problem.
Mir scheint, dass das Nierenversagen fast schon die natürlichste Todesursache alter Katzen ist. Eine Niereninsuffizienz beginnt schleichend. Zunächst nimmt das Tier langsam ab, die Resorptionsfähigkeit der Nieren lassen nach, so dass Eiweiß nicht mehr so gut verwertet wird. Typisch sind die eingefallenen Flanken und später das insgesamt knochige Erscheinungsbild. Die Katze beginnt meist viel zu trinken und irgendwann sind dann auch die Blutwerte schlecht. Und wenn die erst mal schlecht sind, dann sind schon bereits 70 bis 80% des Organs geschädigt. Das ist ein Stadium, in dem man durchaus noch eine Linderung durch Nierendiätfutter erreichen kann. Manche schwören auch auf Homöopathie. Warum auch nicht? Man muß aber immer mit dem Schlimmsten rechnen. Wenn Ihr Tier bereits nach Urin aus dem Maul riecht, dann ist das schon fast Endstadium, ein Zeichen für eine bevorstehende Urämie, dem völligen Nierenversagen. Ist die Nierenfunktion sehr stark eingeschränkt, dann vergiften die Tiere von innen und sie übersäuern auch. Die Geistestätigkeit nimmt rapide ab. Die können vor dem Wassernapf sitzen und wissen nicht mehr, was sie tun wollen. Wenn die Tiere dann noch apathisch werden, die Nahrungsaufnahme verweigern und nach Ammoniak bzw. Urin aus dem Maul riechen, dann kann hier eigentlich gar nichts mehr helfen. Ganz typisch sind auch die "verätzten" Schleimhäute im Maul. Die lösen sich mitunter fast schon auf. Diesen Ammoniakgeruch werde ich nie vergessen. Ich habe nie erlebt, dass ein Tier, das so gerochen hat, noch lange gelebt hat.Und jetzt sind wir Tierhalter gefragt. Wir müssen die Kraft aufbringen, unser Tier zu erlösen. Denn alles was jetzt noch kommt, ist nicht mehr schön…..und vor allem so hoffnungslos.
Unerfahrene Tierhalter oder auch diejenigen, die nicht loslassen können, bringen ihr Tier dann noch ein eine Tierklinik. Dort versucht man mit Infusionen und Medikamenten zuhelfen. Aber daraus wird in der Regel nichts. Ein Tier in diesem Stadium wäre eigentlich ein Dialysekandidat, aber das gibt es eben nicht für Katzen. Zum Glück oder leider. Keine Ahnung. Dieses Stadium kann man durchaus noch einige Tage oder wenige Wochen hinauszögern. Aber das Ende wird immer das gleiche sein. Außer, dass Ihr sterbendes Tier alleine und verlassen in einer Klinik liegt und leidet, werden Sie astronomische Tierarztkosten haben. Mit der Unerfahrenheit und der Verzweiflung mancher Tierhalter läßt sich eben auch viel Geld verdienen. Ich wünsche Ihnen einen erfahrenen und vernünftigen Tierarzt, der Sie realistisch berät…..Das wird nach meiner Erfahrung in bestens ausgerüsteten Kliniken eher nicht der Fall sein. Zum einen arbeiten dort viele junge unerfahrene Ärzte im Praktikum zum anderen muß sich ja die ganze Gerätemedizin amortisieren.
Aber es muß ja nicht immer gleich ein Nierenversagen sein. Mit zunehmenden Kilometerstand kommen eben einfach mal die Zipperlein, beim einen mehr, beim anderen weniger und es ist öfters mal eine Inspektion nötig. Mit einigen wenigen Hilfestellungenkönnen wir unserer alten Katze den Alltag doch noch erleichtern. Angefangen mit Krallenschneiden. Bei alten Tieren muß man da sehr oft nachhelfen. Früher habe ich noch nicht darauf geachtet, dass sich die Krallen von älteren Tieren nicht mehr von selbst kürzen. Das habe ich in einem Fall erst bemerkt, als die Kralle in den Ballen gewachsen ist oder wenn die Katze überall hängen blieb. Oder das Gebiß. Mitunter ist der Zahnstatus eines Oldies schon sehr übersichtlich. Das ist aber nicht das eigentliche Problem. Eine Katze kann selbst ganz ohne Zähne noch vorzüglich fressen, auch Trockenfutter. Problematisch sind die kranken eitrigen Zähne, die können den ganzen Organismus belasten und der Katze erheblich die Nahrungsaufnahme erschweren. <7p>
Auch chronische Zahnfleischentzündung, oft hervorgerufen durch Zahnstein, aber auch durch verschleppte Infektionen und und und kann das Leben schwer machen. Ein übler Geruch aus dem Maul (ich meine noch schlimmer als normal) ist eigentlich immer ein Zeichen dafür, dass was nicht stimmt. Also ab zur Inspektion, mit oder ohne Bonusheft….
Dann werden sie langsam mäkelig beim Fressen. Ältere Tiere verwöhne ich, ganz entgegen meiner sonstigen Gewohnheit. Da sie meistens nicht mehr so gut riechen, füttere ich ganz besonders delikate Futtersorten. Ab einem gewissen Stadium der Verzweiflung ist es mir fast egal, was die Katze frißt, Hauptsache, sie frißt. Und wenn ich eine Pizza bestellen muß….Obwohl ich natürlich auch weiß, dass Nierendiät- bzw. Seniorfutter viel besser wären. Die Theorie kann man überall so schön nachlesen. Aber niemand erklärt einem, wie man das der Katze klarmacht. Denn Katzen können so stur sein. Wenn man mehrere Tiere hat, dann empfiehlt es sich, die Päppelkandidaten separat zu füttern. Die müssen sich ja schon ziemlich lange überlegen, ob sie überhaupt was fressen und bis dahin haben die anderen Freßsäcke alles weggeputzt.
Nie werde ich meinen "Seniorenstift Abendruh" vergessen. Drei Seniorkater, die alle von mir gepäppelt wurden. Ich habe sie separat im Gäste-WC gefüttert. Das hat ganz gut geklappt. Die Drei saßen schon immer parat, wenn sie meinten, es wäre Zeit, so wie im Altenheim bei der Essensausgabe. Das hatte nur den Nachteil, dass ich diesen Ort nicht mehr wie üblich betreten konnte, ohne gewisse Erwartungen zu wecken….Jetzt haben wir uns mit Input beschäftigt.
Und was danach kommt, ist Output. Und auch der kann problematisch sein, aus allen Öffnungen so zusagen. Oldies erbrechen öfter. Das muß, in Maßen, nicht schlimm sein. Kann immer wieder mal passieren, ohne, dass man sich allzu viele Sorgen machen muß. Nimmt es allerdings überhand, dann ab zum Tierarzt, dahinter können sich viele Krankheiten verbergen, bis hin zum multiplen Organversagen, wenn der Körper quasi nichts mehr verdauen kann. Und dann kämen wir zum Thema Durchfall und Verstopfung. Beides ist möglich infolge der nachlassenden Verdauungstätigkeit. So ein Oldie mit Verstopfung ist schon ein trauriger Anblick. In leichteren Fällen hilft die Hausapotheke. Entweder etwas Speiseöl ins Futter oder etwas Milch geben und das Problem könnte sich lösen. Meine Mutter macht es mit ihren Katern gründlicher. Sie verpaßt ihnen ein Klistier (= Einlauf!!!). Die trauen sich gar nicht mehr, Verstopfung zu bekommen. Und Papa auch nicht…..
Auch Durchfall ist möglich. Im Alter läßt die Verdauungstätigkeit nach, manchmal auch die enzymatische Versorgung, es kann auch sein, dass die Bauchspeicheldrüse ein bißchen schlapp macht und Nahrungsmittel einfach nicht mehr vertragen werden, so wie bei älteren Menschen auch. Hierfür gibt es meines Wissens besondere Tests, sprechen Sie mit Ihrem Tierarzt. Manchmal reicht es auch, einfach nur mal das Futter zu wechseln, das ist letztlich ein ständiges Ausprobieren und Beobachten.
Im Alter läßt eben alles nach. Die Beweglichkeit. Das erschwert auch die Fellpflege. Es kann nötig werden, da ein bißchen nachzuhelfen. Auch Kurzhaarkatzen können nun Knoten im Fell haben oder verfilzen. Ohren und Augen: Oldies sind nun vermehrt unfallgefährdet. Meine Katzen sind schon mal vom Schrank gefallen, weil sie ihn im Sprung verfehlt haben. Freiläufer sind nun im Straßenverkehr gefährdeter. Die Tiere werden schreckhafter, weil sie nicht mehr so gut hören und sehen. Man sollte sie nicht einfach anfassen. Vorher ansprechen, damit sie nicht erschrecken. Mit einem alten und gebrechlichen Tier sollte man insgesamt einfach behutsamer und liebevoller umgehen und nachsichtiger sein: auch wenn ein Malheur passiert. Wer von uns weiß denn, ob er nicht auch mal Windeln tragen muß? Auch das gibt es: alte Katzen werden bestraft oder eingeschläfert, weil sie unsauber werden. "So, jetzt gehen wir sterben, weil Du nicht mehr so fit bist".
Blasenprobleme sind nicht unbedingt eine Alterserscheinung, aber sie können im Alter auch vermehrt auftreten. Das meiner Meinung nach häufigste Problem ist Harngries, meistens Struvitsteine, die durch ein zu wenig saures Milieu entstehen. Das ist meistens ernährungsbedingt. Katzen sollten eigentlich eiweißreiches Futter, sprich Fleisch bekommen. Wir geben ihnen aber mitunter Trockenfutter und Dosenfutter, dem viele planzliche Bestandteile bishin zu Brotabfällen beigemischt sind, so dass der PH-Wert zunehmend basisch wird. Und dann bilden sich Struvitsteine. Bei Katzen und Katern gleichermaßen, aber Kater leiden mehr darunter, weil sie anantomisch bedingt, eine engere Harnröhre haben. Und das funktioniert dann so: in leichten Fällen hat die Katze vielleicht nur eine Blasenentzündung oder Blut im Urin, hervorgerufen durch die Verletzungen der scharfkantigen Struvitkristalle. Diese Problematik kann sich dann steigern bis hin zum heftigen Harndrang mit starken Blutungen und das Schlimmste, was passieren kann ist ein Verschluß der Harnröhre, so dass es einen Urinrückstau bis in die Niere geben kann. Das endet dann schlimmstenfalls tödlich. Abgesehen davon, dass das mit heftigsten Schmerzen einhergehen kann. Hier zählt jede Minute. Ein Tier, dass sich vor Schmerzen krümmt und ständig vergeblich Harn absetzen möchte, muß sofort zum Tierarzt. SOFORT!!!!!
Drum wehret den Anfängen. Hochwertige Futtersorten sind heutzutage meistens mit Methionin, einem Nahrungsergänzungsmittel, angereichert, das den PH-Wert ansäuert. Hat Ihr Tier schon Blasenprobleme, dann probieren Sie doch mal Astorin, ein Medikament, das den PH-Wert ansäuert und die Blase beruhigt. Es enthält Bestandteile von Schalentieren. Die gleiten die Blase innen mit einem Schutzfilm aus und sind ganz nebenbei auch noch für Knochen und Gelenke ganz hervorragend. Sprechen Sie Ihren Tierarzt darauf an. Ganz nebenbei bemerkt gedeihen Keime und Krankheitserreger weniger gut im sauren Blasennmilieu. Ein altes Tier, das unsauber wird, sollte erst einmal auf Blasen-und Nierenprobleme untersucht werden.Sehr oft sind Erkrankungen der Auslöser. Das gilt natürlich auch für junge Katzen.
Die Schilddrüsenüberfunktion ist die häufigste hormonelle Erkrankung der alten Katze.. Hauptsächlich Oldies ab 8 Jahren sind von diesem Problem betroffen oder anders herum: Katzen unter 4 Jahren sind seltenst dabei. Durchschnittlich 13 Jahre alt sind die Kandidaten bei Diagnosestellung. Meist wird dieses Problem nicht gleich erkannt und wenn, dann erst mal daran, dass das Tier gut frißt und auch noch abnimmt. Was sagt der Zivilisationsmensch? Ist doch nich tso schlimm. Ist es doch. Vor allem das Herz leidet enorm, das kann richtig gefährlich werden, abgesehen davon ,dass das Leben mit einer Schilddrüsenüberfunktion richtig anstrengend werden kann. SämtlicheStoffwechselvorgänge sind beschleunigt und der Körper verbraucht viel Energie. Das ist so, wie wenn Sie im Leerlauf Vollgas geben. Das kann für den gesamten Organismus sehr belastend werden. Wenn Sie also eine alte Katze haben, die gut frißt, abnimmt und im Anfangsstadium sogar noch einen guten Eindruck macht, weil sie agiler und lebhafter ist, dann denken Sie immer auch gleich an eine Schilddrüsenüberfunktion. Frühzeitig erkannt, ist diese Erkrankung gutbehandelbar.
Und warum befasst sich die Tiermedizinerst seit ca 30 Jahren mit dieser Erkrankung, warum erstmals in Amerika? Katzen und Schilddrüsen hat es doch schon immer gegeben. Die Erkrankung wurde erstmals 15 Jahre nach Einführung kommerzieller Fertignahrung beschrieben. Und warum nehmen dieSchilddrüsenfehlfunktionen auch bei Menschen derart überhand? Seit 1994 werden wir zwangsjodiert, PER GESETZ!!. Fast jedes Lebensmittel wird direkt oder indirekt bzw. mehrfach jodiert. Unser Trinkwasser wird jodiert, ebenso Viehfutter, so dass sämtliche Fleisch- bzw.Milchprodukte jodhaltig sind. Oder überall wird Jodsalz verwendet. Lesen Sie mal: www.jodkrank.de.
Inzwischen steht fest, dass Jod in einem engen Zusammenhang zu Schilddrüsenfehlfunktionen steht, obwohl es eigentlich deshalb eingeführt wurde, um Jodmangelerkrankungen zu beheben. Manche Gelehrtestreiten sich noch darüber, ob ein Zuviel an Jod eineSchilddrüsenüberfunktion auslösen kann. TATSACHE IST ABER, DASS EIN SCHILDDRÜSENKRANKER BESONDERS EMPFINDLICH AUF JOD REAGIERT. Ich behaupte einfach mal, dass unsere Katzen heutzutage eigentlich der gleichen Nahrungskette wie wir angehören und unser Schicksal teilen.Sie haben oft die gleichen Zivilisationskrankheiten wie wir auch. Es dürfte sehr schwer sein, sich diesem Problem zu entziehen. Eigentlich müßten wir unsere Katzen dann wieder zum Mäusefangen schicken und hoffen, dass sich die Maus unbedenklich ernährt hat. Das nur mal so am Rande. Guten Appetit.
Und wenn wir bei den alterstypischen Zivilisationskrankheiten sind, dann raten Sie mal, was jetzt kommt: die Zuckerkrankheit nämlich. Hauptrisikogruppe sind nach meiner Erfahrung große kräftige Kater. Meistens handelt es sich, wie bei Menschen auch, um Diabetes Typ II, die Bauchspeicheldrüse macht einfach schlapp. Leichte Formen der Erkrankung werden gerne übersehen, wie beim Menschen auch. Die Dunkelziffer ist hoch. Typische Symptome: die Katze trinkt viel, frißt viel, ist schlapp und müde und nimmt auch noch ab. Auch psychische Veränderungen lassen sich mitunter am Tier beobachten. Im fortgeschrittenen Stadium trinkt so eine Katze mitunter enorme Mengen, manchmal bis zu einem halben Liter am Tag. Und dann wird sie auch gerne unsauber. Zurück bleibt ein klebriger Urin, wie Zuckerwasser. Der Blutzucker kann in Ermangelung von Insulin nicht in die Zellen aufgenommen werden. Die Zellen hungern, während der ganze Zucker im Blut bleibt und der Körper verzweifelt versucht, ihn über die Nieren auszuscheiden. Die leiden dann enorm. Wie viele andere Organe auch, vor allem Organe mit viel feinen Kapillargefäßen, denn Gefäßschäden sind unausweichlich. Es drohen schlimme Folgeerkrankungen: Schlaganfall, Blindheit, Nierenversagen und und und. Der ganze Organismus "versulzt" quasi, um das laienhaft zu erklären. Ich habe die Zuckerkrankheit meines längst verstorbenen Fridolins erst richtig gecheckt, als er nach Azeton aus dem Maul gerochen hat, ähnlich wie Nagellackentferner.
Die Therapie einer zuckerkranken Katze ist eine Aufgabe und eine Herausforderung. Das macht man nicht mit Links. Es ist aber zu machen. Ich habe es nie bereut, dass ich mit meinem Kater diesen Weg gegangen bin und wir bekamen noch vier überwiegend sehr schöne Jahre geschenkt. Man wächst an seinen Aufgaben. Ich habe schon gehört, dass sich eine Zuckerkrankheit wieder eingependelt hat, zum Beispiel, wenn sie nach einer Kortisonbehandlung oder nach enormen Streß aufgetreten ist. Wie stark und wie irreparabel die Bauchspeicheldrüse geschädigt ist, läßt sich im Vorfeld nicht immer sagen. Aber sehr oft bleibt es eben auch dabei. Und dann sind Sie gefragt. Irgendeine Entscheidung müssen Sie treffen. Ich habe schon von Tierbesitzern gehört, die ihr zuckerkrankes Tier nicht behandeln lassen wollten. Sie wollten dieses Tier so lange am Leben lassen, wie es geht. Und das finde ich grausam. Abnippeln auf Raten. Und einschläfern wollten sie es auch nicht lassen. Man kann sich im Leben eben nicht immer vor wichtigen Entscheidungen drücken und den bequemsten Weg gehen.
Die Behandlung einer Zuckerkrankheit setzt Disziplin und Regelmäßigkeit voraus. Das Problem bei Katzen ist, dass sie einen schnellen Stoffwechsel haben. Das Ziel ist, den Blutzuckerspiegel möglichst konstant zu halten. Ihr Arzt wird mit dem allseits bekannten Caninsulin, einem Insulin für Tiere anfangen. Es kann aber auch sein, dass Sie damit gar keinen Erfolg haben. Manchmal kommen auch Insuline aus der Humanmedizin zum Einsatz, manchmal auch Retardinsuline, langsam wirkende Insuline, die dem schnellen Stoffwechsel der Katze besonders Rechnung tragen. Das ist ein ständiges Probieren und Messen. Noch ein Wort zur Diagnose: ich habe schon erlebt, dass man Tierhaltern gesagt hat, ihr Tier wäre zuckerkrank, nur anhand der simplen Blutzuckermessung. So einfach ist es aber auch nicht. Tiere, die zum Tierarzt müssen, haben großen Streß und der läßt den Blutzuckerspiegel gerne in die Höhe schnellen. Zumindest der Fructosaminwert sollte auch gemessen werden, der Langzeitzuckerwert. Er gibt darüber Auskunft, ob der Blutzucker Ihres Tieres ständig erhöht ist. Ist dieser Wert in Ordnung, können Sie sich erst mal getrost zurücklehnen. Und wenn nicht, dann wünsche ich Ihnen viel Kraft und einen guten Tierarzt. Und denken Sie daran: es ist machbar. Das Gute an Zivilisationskrankheiten ist, dass es viele Leidensgenossen gibt, mit denen man sich austauschen kann. Eins weiß ich: sollte ich auch mal zuckerkrank werden, und das ist statistisch gar nicht so unwahrscheinlich, dann habe ich schon eine gewisse Erfahrung…...
Was machbar und was angebracht ist an Therapie und Behandlung ist auch von Tier zu Tier verschieden. Meine Tiffany war ein sehr ängstliches Tier. Ich mußte sie für jede Tablette und jede Spritze fast sprichwörtlich vergewaltigen. Und irgendwann habe ich mich einfach dazu entschieden, das nicht mehr zu tun. Denn auch so was ist qualvoll. Für die Katze und für den Menschen. Während mein Fridolin sich seine Spritzen mit großer Freude abgeholt hat. Er war mit Leckerli hervorragend zu bestechen. Bei ihm war einfach mehr machbar.
Dann also päppeln und pflegen wir unser altes Tier, aber das Ende wird immer das selbe sein: wir müssen es hergeben.
So sehr wie wir uns auch dagegen wehren, dieses Ende ist unausweichlich. Vor einiger Zeit habe ich mal eine Dame im Wartezimmer kennengelernt, die hat ihrer sterbenden Katze sogar Rotwein eingeflöst, weil ihr jemand gesagt hat, das würde helfen…. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass mit zunehmender Erfahrung bei den meisten Tierhaltern die Bereitschaft steigt, eher loszulassen. So sehr wir uns auch wünschen, unser Tier möge von alleine einschlafen und uns eine Entscheidung ersparen, so selten geht dieser Wunsch in Erfüllung. Ersparen Sie Ihrer Katze und sich auch ein unnötiges und sinnloses Hinauszögern und unnötige Therapien. Nicht jeder gewonnene Tag ist noch lebenswert und nicht jede Therapie ist noch klug. Oder wollten Sie ein Leben um jeden Preis? Es gibt ganze Legionen von Juristen, die sich mit nichts anderem wie Patientenverfügungen für Menschen beschäftigen, die nichts Anderes zum Ziel haben, als ein würdiges Sterben zu ermöglichen und eine sinnlose Apparatemedizin auszuschließen. Es gibt Menschen, die fahren in die Schweiz, weil sie dort ihrem qualvollem Leben ein selbstbestimmtes Ende setzen wollen. Und wir müssen mit unserem Tier nur zum Tierarzt gehen. Aber so ist es nun mal im Leben, die Entscheidungen gegen die eigenen Gefühle, etwas Geliebtes Loslassen, sind die Schwersten überhaupt. Hier können wir unserem Tier ein letztes Mal einen Liebesdienst erweisen. Ich wünsche Ihnen viel Kraft. Und denken Sie daran: unsere Tiere gehen uns nur voraus….sie führen uns unsere eigene Vergänglichkeit vor Augen. Vielleicht kommt der Tag, an dem wir sie um die Möglichkeit, schmerzlos abtreten zu können, beneiden werden….